Die Zisterzienser

Der Zisterzienserorden wurde 1098 im Burgund in einer unwirtlichen Einsamkeit mit dem Namen Cîteaux gegründet. Von diesem Ortsnamen leitet sich der Name des Ordens ab.
Die drei ersten Äbte von Cîteaux, Robert von Molesme, Alberich und Stephan Harding werden von der Kirche als Heilige verehrt. Ihr Anliegen war es, die ursprüngliche Observanz der Regel des heiligen Benedikt
, die im Lauf der Jahrhunderte von ihrem Glanz eingebüsst hatte, zu neuem Leben zu erwecken.

Zisterzienserklöster in der Schweiz

Das erste Zisterzienserkloster in der Schweiz entstand 1131 dank einer Initiative des heiligen Bernhard von Clairvaux. Er hat die noch ganz junge Gemeinschaft der Abtei von Bonmont im Waadtland, die dem Benediktinerorden angehörte, dem Zisterzienserorden angegliedert. Dieser Anfang auf dem Boden der heutigen Schweiz öffnete den Weg für weitere zahlreiche Gründungen.

Wir führen hier nur die heute noch bestehenden Klöster chronologisch nach ihrer Entstehung auf:

Auch in der Deutschen Schweiz wurden zahlreiche Gemeinschaften von Zisterzienserinnen gegründet, von denen heute vier noch bestehen:

Diese Klöster haben trotz ihrer verschiedenen geographischen Standorte, der je eigenen Gründungsgeschichte und der besonderen historischen Entwicklung immer das Zisterzienser Charisma gelebt und bis heute lebendig erhalten. Der gemeinsame Geist ist kein Hindernis für gelebte Vielfalt.

Die Gründung

Die drei ersten Äbte von Cîteaux, Robert von Molesme, Alberich und Stephan Harding werden von der Kirche als Heilige verehrt. Ihr Anliegen war es, die ursprüngliche Observanz der Regel des heiligen Benedikt, die im Lauf der Jahrhunderte von ihrem Glanz eingebüsst hatte, zu neuem Leben zu erwecken. Diese Reform, ein neuer Zweig der benediktinischen Familie, war geprägt von fröhlicher Strenge und harmonischer Nüchternheit, vor allem in der Kunst. Typisch war auch von Anfang an die systematische, gut organisierte Nutzung des Bodens und der natürlichen Ressourcen.

Bernhard von Clairvaux, eine charismatische Persönlichkeit
Dieser neue monastische Orden erlebte dank der charismatischen Persönlichkeit des heiligen Bernhard von Clairvaux (1090-1153), der 1115 zum Abt von Cîteaux gewählt wurde, eine erstaunlich schnelle Ausbreitung in ganz Europa und durch die Kreuzzüge bis in den Orient.

Die Architektur
Zahlreiche Denkmäler der bedeutsamen Zisterzienser-Architektur zeugen heute noch von diesem Aufschwung. Eng verflochten mit dem Auf und Ab der geschichtlichen Ereignisse kannte der Orden in der Folge Zeiten der Blüte und Zeiten des Niedergangs. Der härteste Schlag war wohl die Französische Revolution mit ihren verheerenden Auswirkungen auf das spirituelle Leben und den gnadenlosen Plünderungen eines unvergleichlichen architektonischen Erbes, das unwiederbringlich verloren ging.
Ein neuer Aufschwung der Religiosität im 19. Jahrhundert verhalf dem Zisterzienserorden zwar zu neuer Blüte, eine Spaltung in zwei verschiedene Zweige konnte aber nicht verhindert werden. Der neue Reformzweig wurde „Zisterzienserorden der strengen Observanz“ oder nach dem Kloster seines Ursprungs „Trappistenorden“ (OCSO) genannt, während der andere Zweig seinen von Cîteaux abgeleiteten Namen „Zisterzienserorden“ (OCist) behielt.

Die Zisterzienserfamilie
Gegenwärtig leben über die ganze Welt verstreut mehrere tausend Mönche und Nonnen in hunderten von Gemeinschaften ein einfaches Leben in stiller Selbsthingabe, die in Gebet und Arbeit ihren Ausdruck findet. Die Schweiz zählt zehn Gemeinschaften, die zur Zisterzienserfamilie gehören.

Der heilige Bernhard von Clairvaux

Der heilige Bernhard* wurde 1090 in Fontaine-lès-Dijon (Burgund) geboren. Im Alter von 22 Jahren trat er in die 1098 gegründete Abtei von Cîteaux ein. Ihm folgten sein Vater, seine fünf Brüder und zahlreiche Verwandte und Freunde. 1115, also nur drei Jahre nach seinem Eintritt, wird er nach Clairvaux geschickt, um dort ein Kloster zu gründen. Er blieb in Clairvaux bis zu seinem Tod.

Durch seine mystischen Schriften und seine Predigten, aber auch durch seine zahlreichen Interventionen zugunsten der Päpste und sein Einwirken auf die Grossen der Welt übte er einen beachtlichen Einfluss auf die Kirche und die Ereignisse seiner Zeit aus. Er galt als „Gewissen“ seiner Zeit. Bei seinem Tod am 20. August 1153 hatten der Zisterzienserorden und namentlich Clairvaux in ganz Europa hunderte von Abteien gegründet.

Allen Menschen, besonders jedoch seinen Brüdern im monastischen Leben hinterliess Bernhard ein reiches geistliches Erbe, das er in der Heiligen Schrift und in den Schriften der Kirchenväter gesammelt hat. Sein Werk ist ein leuchtendes Zeugnis für seine tiefe Liebe zu Christus, dem ewigen Wort Gottes, das er in seiner Menschwerdung ganz besonders verehrte. Heute noch lassen sich viele Menschen, Mönche wie Laien, vom Geist seiner Schriften leiten, die zu allen Zeiten in zahlreichen Neuerscheinungen aufgelegt wurden.

* Der heilige Bernhard von Clairvaux darf nicht verwechselt werden mit dem heiligen Bernhard von Menthon (923 – 1007), auf den die Gründung der bekannten Hospize des Grossen Sankt Bernhard und auf dem Simplon (Wallis) zurückgehen.

Predigt Papst Benedikts XVI. über den heiligen Bernhard 

Der heilige Benedikt, ein Lehrer für das Leben

Benedikt kam um 480 in Nursia, in der Gegend von Rom, zur Welt. Als junger Mann widmete et sich den klassischen Studien in Rom. Enttäuscht von der Dekadenz der Reichshauptstadt zog er sich nach Subiaco (Latium) in die Einsamkeit zurück, um sich ganz dem kontemplativen Leben zu widmen.

Er bleibt während mehrerer Jahre in Subiaco, wo er sich mit harter Askese im geistlichen Kampf übt und sich mit beharrlicher Ausdauer dem Gebet hingibt.

Auf die inständige Bitte einiger Anhänger übernimmt er die Führung einer ersten Gemeinschaft. Entmutigt durch die chronische Disziplinlosigkeit der Mönche, die ihm sogar nach dem Leben trachten, trennt er sich aber wieder von ihr.

Er möchte in die von ihm ersehnte Einsamkeit zurückkehren, wird aber bald wieder aus ihr herausgeholt, um dem Wunsch nachzukommen, verschiedene Klöster zu gründen. Diese Gründungen bilden einen Verband unter der Leitung des Klosters von Montecassino, wo Benedikt sich niedergelassen hat.

Den Reichtum seiner langen und tiefen Erfahrung hält er gegen Ende seines Lebens fest in einer Regel, die er für die Mönche niederschreibt, die berühmte „Benediktsregel“. Dieser von feinfühligem Empfinden geprägte Text zeichnet sich aus durch sein bewundernswertes Gleichgewicht, das zugleich die konkrete Situation des Menschen und die Forderungen des Evangeliums berücksichtigt. Diese Ausgewogenheit erklärt auch, warum die Benediktsregel die andern im Westen vorhandenen Mönchsegeln nach und nach verdrängte und bis heute eine lebendige Lebensregel geblieben ist.

Benedikt starb um 547, nachdem er die heilige Kommunion empfangen hatte. Er hinterliess scheinbar ein bescheidenes Werk. Aber auf dieser Gründung lag der Segen Gottes, denn sie war der Ursprung des grossen monastischen Ordens, der seinen Namen trägt, des Benediktinerordens. Er bestimmte auf entscheidende Weise die zivilisatorische Entwicklung Europas und verbreitete sich auf allen Kontinenten.

Benedikt gilt als einer der ganz grossen Gesetzgeber des abendländischen Mönchtums. Auf ihn und seine Regel beziehen sich auch die Zisterzienser. Die Ordensgemeinschaften, die nach der Benediktsregel leben, gedenken seines Todes am 21. März. Die ganze Kirche feiert sein Fest am 11. Juli. 1964 hat Papst Paul VI. den heiligen Benedikt zum „Patron Europas“ erhoben. Papst Benedikt XVI. hat kurz nach seiner Wahl zum Nachfolger auf dem Stuhl Petri öffentlich seiner grossen Verehrung für den heiligen Benedikt, den Patron seines Namens, Ausdruck verliehen.

Predigt Papst Benedikts XVI. über den heiligen Benedikt

Die Regel des heiligen Benedikt

Hier finden Sie den vollständigen Text der Regel des heiligen Benedikt.

Zugang zur Regel

Als Erklärung zur Regel empfehlen wir die Lekture der Declaratio 2000 des Generalkapitels des Zisterzienserordens über die wesentlichen Elemente des heutigen Zisterzienserlebens“.

Zugang zur ''Declaratio''