Der Alltag in der Abtei

Der Alltag in der Abtei ist durch das Läuten der Glocken geprägt, das immer wieder die Brüder zum gemeinsamen Gebet ruft.

Unser tägliches Leben I

Die Regel garantiert das Gleichgewicht in unserem Alltag (I)

Die „Regel“ prägt den Rhythmus und den Geist des Lebens der Zisterziensermönche. Der heilige Benedikt will, dass wenn immer möglich alle Werkstätten innerhalb der Klostermauern eingerichtet sind, damit der Mönch das Kloster nicht verlassen muss, was für seine innere Sammlung schädlich sein könnte.

Das materielle Leben wird diesem Grundsatz gehorchend zweckmässig organisiert. Jeder Mönch ist für einen bestimmten Bereich zuständig, und so trägt jeder seinen Teil zur Verwaltung des Ganzen bei. Oft vergleichen die Besucher das emsige Treiben im Kloster, wo jeder eifrig der ihm übertragenen Beschäftigung nachgeht. mit einem Bienenstock. An erster Stelle steht die alltägliche Hausarbeit, die für das gute Funktionieren eines grossen Hauses unerlässlich ist (Küche, Haushalt, Wäsche, Reinigung, usw.). Dazu kommen speziellere Aufgaben wie der Betrieb des Hofes, die Arbeiten im Gemüse- und im Obstgarten, in der Verwaltung, im Sekretariat, in der Buchhaltung, der Empfang der Gäste und deren geistliche Betreuung, die Führung des Klosterladens, die Ausbildung der jungen Brüder, usw.

Die Liste ist nicht vollständig; es wäre vor allem auch die Ausübung der künstlerischen Begabungen zu erwähnen: Malerei, Skulptur, Musik, usw. In allen diesen Tätigkeiten entfaltet sich menschliches Handeln im Geist des Dienens an der Gemeinschaft der Brüder, in denen wir Christus erkennen. Auf diese Weise gehorchen die Mönche dem weisen benediktinischen Grundsatz, nach welchem sie von der Arbeit ihrer Hände leben sollen. Darin sind sie solidarisch mit allen Menschen in der Welt; dadurch sind sie aber auch die bescheidenen Diener der Schönheit Gottes, die der Psalm 103 besingt: „ HERR, mein Gott, du bist schön und prächtig geschmückt“.

Unser tägliches Leben II

Die Regel garantiert das Gleichgewicht in unserem Alltag (II)

Wer sein Augenmerk nur auf das äusserlich Sichtbare und die betrieblichen Aspekte des monastischen Lebens richten würde, ginge am Wesentlichen vorbei. Der benediktinische Lebensentwurf kann nicht auf die gute Organisation und Verwaltung der irdischen Güter reduziert werden.

Die kluge und grosszügige Entfaltung all dieser Tätigkeiten hat eine lebendige Dynamik entwickelt, die wesentlich zur Ausbildung der Seele Europas beitrug. Sie mag aber noch so sinnvoll gewesen und noch immer sein, sie wäre nichts, wenn sie nicht von innen vom Geist des Gebetes und der Selbsthingabe an Christus beseelt würde, wenn sie nicht der lebendige Ausdruck dafür wäre, dass „nichts der Liebe zu Christus“ vorgezogen werden darf (Regel des heiligen Benedikt).

Jedem, der in Kontakt kommt mit einer monastischen Gemeinschaft, fällt sofort auf, dass die Glocke die Mönche immer wieder zum Gebet ruft. Der ganze Tag wird auf diese Weise begleitet von der Begegnung mit Gott, welche die Arbeit in regelmässigen Abständen unterbricht. So bewahrheitet sich die ungeschriebene Maxime des „ora et labora“ (bete und arbeite). Diese langen Stunden des gemeinsamen liturgischen Gebetes im Chor dürfen nicht als „zusätzliche Ausschmückung“ verstanden werden, auch wenn der ästhetische Aspekt dazu verleiten könnte. Nein, sie sind geradezu das Herz aller Tätigkeiten des Mönchs. In diesem Gebet trägt er fürbittend die ganze Welt vor Gott. In diesem Gebet besteht ohne Zweifel der ganze Sinn des Mönchslebens: Von Gott empfängt der Mönch alles und zu ihm trägt er alles zurück, „damit Gott wirklich in allem verherrlicht werde“ (Regel des heiligen Benedikt).